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In vielen
Fertigungsbetrieben, produzierenden Unternehmen werden Artikel zur Veredelung,
Lohnfertigung auch im Sinne der verlängerten Werkbank außer Haus gegeben.
Aus unserer Erfahrung hat sich gezeigt, dass der Ablauf in Metall verarbeitenden
Betrieben und in Elektronik Fertigungsbetrieben zwar theoretisch gleich ist, in
der Praxis aber, vor allem aufgrund der doch deutlich unterschiedlichen
Fachlichkeiten sich deutliche Unterschiede in der Handhabung
herauskristallisieren.
Ablauf in der Elektronik Fertigung
In der Elektronik
Fertigung wird oft die reine Bestückung als Lohnbestückung außer Haus gegeben.
Das Material wird vollständig oder teilweise beigestellt. Meist werden immer
hochwertige Spezial Komponenten, vor allem spezielle Halbleiter beigestellt. Es
wird dann der Auftrag an den Lohnbestücker gegeben, die Standardkomponenten, wie
Widerstände, Kondensatoren, aus seinen Beständen zu nehmen und als Materialsatz
zu verrechnen. Hier kommt mit dazu, dass aus technischen Gründen (Antistatic,
MSL) die Artikel möglichst NICHT umverpackt werden sollten und es kommt weiters
dazu, dass die modernen Bestückungsautomaten im Rüstvorgang bzw. bei der Messung
der Bauteile eine vorher nicht exakt bekannte Anzahl an Bauteilen verwerfen. Das
bedeutet, es macht keinen Sinn, exakt auf die gewünschte Losgröße abgezählte
Bauteilemengen an den Lohnfertiger zu liefern, sondern man übergibt diesem ganze
Verpackungseinheiten, wie z.B. SMD-Rollen (5000Stk) oder IC-Stangen (13Stk in
der Stange). Meist rechnet man noch eine Übermenge von einigen Prozenten (auch
gestaffelt nach Wertigkeiten der Bauteile) mit dazu. Daraus ergibt sich, dass
Sie wissen müssen:
a.) wieviel haben Sie Ihrem Lohnfertiger geliefert
b.)
wieviel darf er davon verbraucht haben, was wiederum bedeutet
c.) Sie müssen
wissen wieviel er von welchem Bauteil jetzt auf Lager hat
Dies bedingt
eine Lagerbewirtschaftung Ihrer Bauteile (= Artikel) beim Lieferanten. D.h. Sie
benötigen dafür je Lohnfertiger ein eigenes Lieferanten-Lager (Artikel,
Grunddaten, Lager). Zusätzlich bewirtschaften Sie selbst den theoretischen
Verbrauch der Bauteile aus dem Lieferanten-Lager.
Kurz zusammengefasst
ist der Ablauf wie folgt:
a.) Die Lose für die zu fertigenden Baugruppen sind
angelegt. Als Abbuchungslager ist NUR das Lieferanten-Lager eingetragen.
b.)
Sie beschaffen die Bauteile und buchen diese über den üblichen Wareneingang in
Ihr Hauptlager ein.
c.) mit der theoretischen Fehlmengen Liste erstellen Sie
eine Liste der Bauteil-Bedarfe für Ihren Lieferanten, genauer für das
Lieferanten-Lager
d.) Korrigieren Sie diese Mengen auf Verpackungseinheiten /
lagernde Mengen
e.) Erstellen Sie nun einen Lieferantenlieferschein mit
Ziellager. Das Ziellager ist ist das Lieferanten-Lager. Damit werden die
Bauteile vom Hauptlager ins Lieferanten-Lager umgebucht.
f.) Senden Sie dem
Lieferanten die Bauteile mit diesem Lieferschein und den weiteren benötigten
Fertigungsunterlagen (Bestückungspläne, Montageanweisungen usw.)
g.) Der
Lieferant fertigt für Sie die Baugruppen und liefert diese in der bestellten
Losmenge oder mit Teilmengen
h.) Buchen Sie den Wareneingang für die
Bestückungstätigkeit und ev. für den vom Lieferanten beigestellten Materialsatz
i.) Buchen Sie die Ablieferung des Loses in der erhaltenen Stückzahl. Damit ist
die Baugruppe auf Lager, Bestückungskosten und Materialsatzkosten sind im Los
und damit in den Ablieferwerten enthalten. Das Lieferantenlager ist entlastet.
Ein sehr aufgeschlossener Lohnfertiger teilt Ihnen auch noch mit welche /
wieviele Bauteile bei der Bestückung vom Automaten verworfen wurden, defekt
wurden und ähnliches. Diese sollten Sie ebenfalls vor der Los-Ablieferbuchung
als nachträgliche Materialentnahme buchen, womit Kosten und Lagerwerte ebenfalls
stimmen. Erhalten Sie dies nicht, so stimmen gegebenenfalls die Lagerwerte um
einige sehr geringe Mengen nicht. Stimmen diese mit den Branchenüblichen
Kennzahlen zusammen J/N -> ev. Handlungsbedarf / Abstimmung mit dem Lohnfertiger
gegeben.
Welche Dinge sollte noch beachtet werden?
Wie betrachten Sie / Ihr Lohnfertiger die Lagerstände? Zum Zeitpunkt der Materialausgabe oder zum Zeitpunkt der Ablieferung. Setzen Sie dazu in den Stücklistenkopfdaten "Materialbuchung bei Ablieferung" entsprechend.
Fremdfertigungsstückliste
Wenn das Material von Ihnen beschafft wird und
dem Lohnfertiger beigestellt wird, so bewirtschaften Sie diese Stückliste,
also darf Fremdfertigung NICHT angehakt werden.
Wird die komplette
Baugruppe von Ihrem Lohnfertiger erstellt, so macht er auch die
Materialbeschaffung usw. D.h. er verkauft Ihnen (die von Ihnen entwickelte
Baugruppe) zu einem vereinbarten Preis. In diesem Falle dient die Stückliste
(nur) der technischen Definition. Daher ist Fremdfertigung anzuhaken
Buchung des
Lieferantenlieferscheines mit Ziellager
Hier hat sich die Verwendung des
mobilen Barcodescanners sehr bewährt. D.h. der Mitarbeiter hat die oben
unter c.) beschriebene Liste, der Lieferschein wurde bereits im HELIUM V
Client angelegt und richtig definiert und der Mitarbeiter bucht mit der
Lieferschein-App Rolle für Rolle in den Lieferschein und damit in das
Lieferanten-Lager.
Sonderfall
Teilweise beigestelltes Material und teilweise vom Lohnfertiger mit
bestücktes Material:
Diese Situation bilden Sie mit zwei Stücklsiten ab:
a.) die Kopf- oder Baugruppenstückliste: In dieser ist sämtliches von Ihnen
beschafftes Material enthalten
b.) eine Unterstückliste, welche
b1.)
in der Kopfstückliste (a.) ) enthalten ist und
b2.) als
Fremdfertigungsstückliste definiert ist
Lieferanten Lieferschein mit Ziellager
Eine praktische Variante davon ist, für die Buchungen den
Memor und den Lieferschein mit Ziellager zu verwenden.
Erstellen Sie einen
Lieferschein mit Ziellager Lieferantenlager, also das Lager Ihres Lohnfertigers
Buchen Sie die
Artikel die an Ihren Lohnfertiger gesandt werden in den Lieferschein. Dadurch
wandern die Artikel von Ihrem z.B. Hauptlager in das Lieferanten Lager.
Versenden Sie die
Ware an Ihren Lieferanten = Lohnfertiger.
Sollten Sie parallel dazu auch Ware
an Ihren Lohnfertiger verkaufen, so achten Sie bitte darauf, dass Sie diese dann
auch verrechnen müssen, wodurch der Lieferant auch zum Kunden wird.
Wo ist die externe Tätigkeit zu hinterlegen?
Trennen Sie klar zwischen der Tätigkeit z.B. für die Zeitdauer der externen
Tätigkeit (Fremdfertigung) und dem Doing welches Sie als Material bei Ihrem Lieferanten
bestellen.
Ein Vorschlag wäre z.B.:
die internen / eigenen Tätigkeiten beginnen mit AZ_ und haben Tätigkeitskosten hinterlegt
die Zeitreservierung für die Fremdarbeitstätigkeiten
beginnen mit AF_ und haben KEINE Kosten hinterlegt. Die Kosten kommen über die
Lohnfertigungstätigkeit ins Los, welche wiederum über den Wareneingang
zugebucht wird.
Wenn Sie auch die Auslastungsanzeige verwenden, sollten Sie für die
Fremdarbeitsgänge auch die geplanten externen Zeiten als Rüstzeit und damit als
fixe Dauer eintragen.
Die eigentliche Bestellung der Lohnfertigung, welche gedanklich eine Materialposition ist und auch Lagerbewirtschaftet ist, beginnt mit EXTERN_
Damit haben Sie eine sehr klare Trennung zwischen den verschiedenen Bereichen.
Für die Abbildung vor
allem der abschließenden Fremdfertigungsarbeitsgänge, steht im Artikel im oberen
Modulreiter Bestellung die Eigenschaft "externer Arbeitsgang" zur Verfügung.
Ist dieser externe Arbeitsgang angehakt, so bewirkt dies, unter der
Voraussetzung dass die Los-Stückliste nicht Seriennummer bzw. Chargennummern
geführt ist, dass bei der Fehlmengenauflösungsbuchung zugleich die
Ablieferbuchung auf das Los mit der gleichen Menge gemacht wird (es ist dies ja
die Anlieferung der fertigen Baugruppen, welche von Ihrem Subfertiger produziert
wurden). Sollten trotzdem Artikel im Los für die abgelieferte Menge fehlen,
erscheint die Sollsatzgrößen unterschritten Meldung.
Konnte die Ablieferung
durchgeführt werden, so wird automatisch und ohne Rückfrage die
Los-Ablieferetikette ausgedruckt.
Um die Bedienung entsprechend klar zu
ermöglichen wird hier die mehrfach Ablieferung (markieren mehrere Zeilen) NICHT
unterstützt.
Bitte beachten Sie die unterschiedliche Verwendung der
Eigenschaft externer Arbeitsgang für die
Signalisierung des
benötigten Materials.
Wie sieht man, welche Artikel nun für ein einzelnes Los an den Dienstleister zu liefern sind?
Die Herausforderung
ist, dass das Los noch im Status angelegt ist. D.h. das Material ist noch in den
verschiedenen Lagern oder noch nicht verfügbar.
Um dies festzustellen,
verwenden Sie im Modul Los aus dem Reiter Material den Druck, mit der
Reportvariante Kommissionierliste.
Gegebenenfalls muss diese noch
eingerichtet werden.
Nun wählen Sie beim Druck diese Reportvariante
Kommissionierliste.
Sie
erhalten hier eine Übersicht über:
- das benötigte Material sortiert nach
Lagerplätzen
- die bereits entnommene Menge
- die offene Menge
- die
offene Bestellmenge
- den Lagerstand Ihres Hauptlagers
- den Lagerstand
des Abbuchungslagers des Loses, was dem Lagerstand bei Ihrem Lieferanten
entspricht
- der zusätzlichen Info, wieviel davon noch in angelegten
Lieferscheinen gebucht ist
- dem Lagerort des Hauptlagers
Somit kann mit dieser Liste
das Material für das jeweilige Los, idealerweise mit dem Memor, Menüpunkt freier
Lieferschein, erstellt werden.
Idealerweise liefern Sie hier passende
Verpackungseinheiten.
Zusätzlich sehen Sie hier auch die
Beschaffungssituation. D.h. die rot hinterlegten Zeilen bedeuten dass zuwenig
lagernd und auch zuwenig bestellt ist.
Die grün hinterlegten Zeilen bedeuten,
dass bereits ausreichend Material am Lieferantenlager gebucht ist. Beachten Sie
dazu bitte auch die Spalte davon in angelegten Lieferscheinen. Diese Menge ist
zwar Lagertechnisch auf das Lieferantenlager gebucht, aber vermutlich ist die
Ware noch nicht an Ihren Lieferanten versandt worden.
Fremdfertigung in der Metallverarbeitung
Die Fremdfertigung in
der Metallverarbeitung ist im Gegensatz zur Elektronik meist davon geprägt, dass
Teile im Hause vorgefertigt werden, dann zur Veredelung (Galvanisieren, Härten,
...) ausser Haus gegeben werden, dann diese Teile wieder zurück kommen,
gegebenenfalls weiterverarbeitet (Poliert, geprüft, verpackt, ...) werden. Ev.
gibt es eine zweite Fremdfertigung und erst danach erfolgt der Versand an den
Kunden. Siehe dazu auch Veredelung.
Da in der Metallverarbeitung verschiedenste individuelle Fremdfertigungsschritte
erfolgen, welche aber technologisch alle gleich sind (das Härten von kleinen
oder großen Teilen ist einfach nur härten, obwohl es natürlich sehr
unterschiedliche Kosten verursacht), werden in der Regel nur die
Fremdfertigungsartikel angelegt, welche durch die Technologie beschrieben sind.
Z.B. härten.
Die Details für den Fremdfertigungsvorgang werden im Arbeitsplan
beschrieben.
Bitte beachten Sie hier die Kette, Fremdfertigungstätigkeit (im
Arbeitsplan) mit detaillierter Beschreibung der Anforderungen, zeigt auf die
Materialposition der Stückliste (die eigentliche Lohnfertigung die bestellt
wird). Über das Los wird diese Los-Materialposition bei Ihrem Lieferanten
bestellt und zugleich der Inhalt des Arbeitsgangkommentars (aus der
Stückliste/Los) angedruckt.
Zugleich bedeutet dies aber, dass das Material
dieser Bestellung sofort, egal wie die Einstellungen für die
Materialbewirtschaftung sind, beim Wareneingang in das Los zu buchen sind.
Zusätzlich können solche Veredelungsartikel nie auf Lager liegen. Mit diesem
Verhalten ist sichergestellt, dass immer die richtigen Kosten / Preise auf dem
jeweiligen Los landen (und dass keine Durchschnittspreise gebildet werden).
D.h. von HELIUM V wird vor der Buchung des Wareneingangs überprüft ob ein
derartiger Fremdfertigungsartikel, welcher sich NUR aus dem Bezug der
Bestellposition zur Los-Materialposition zum Arbeitsgangartikel ergibt, auf
Lager liegt. Da dies nicht sein sollte, erscheint eine entsprechende
Fehlermeldung. In diesem Falle brechen Sie bitte die Zubuchung ab und stellen
zuerst den Lagerstand dieses Artikels richtig.
Hinweis:
Wurden echte Fehlbestellungen gemacht, dann ist der falsch bestellte Artikel ein
echter Lagerartikel mit Längenangabe. Dieser wird dann
a.) aus dem Los ans
Lager zurückgebucht und
b.) wenn ein anderer Auftrag = Los diesen Artikel
verwenden kann, wird dieser direkt vom Lager genommen. Dieser Artikel muss dann
auch in seiner Länge (und nicht nur Qualität und Durchmesser) definiert sein
muss. Es darf da gedanklich keine Mischbeschaffungen, welche zu Mischpreisen
führen würden, geben.
Zusätzlich erscheint eine Abfrage, Fremdarbeitsgang
erledigt J/N. Mit Ja wird der Fremdarbeitsgang, auf den das Material verweist,
als Fertig abgehakt. Ist das der letzte Arbeitsgang im Los, wird zugleich die
Los-Ablieferbuchung gemacht.
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